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Statements zu den "Körperwelten"-Ausstellungen


    Januar 2011

    Stellungnahme zur Praxis, anatomische Dauerpräparate von menschlichen Körpern gegen Bezahlung auf dem internationalen Markt anzubieten

     Die Anatomie ist die Wissenschaft vom Aufbau und der Struktur des gesunden menschlichen Körpers. Für die Ausbildung der Studierenden der Medizin und für die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten ist dieses Fachgebiet unverzichtbar. Der Körper von Verstorbenen ist in idealer Weise geeignet, Anatomie zu lehren - sowohl in den Kursen des Medizinstudiums als auch in Operationskursen und in der Weiterbildung zu klinischen Fragestellungen. Daher spenden viele Menschen ihren Körper nach dem Tod den Instituten für Anatomie zur Sicherstellung der Lehre und Forschung.

    In den Ländern Europas und vielen anderen Ländern weltweit wird die Körperspende im Rahmen eines sogenannten Vermächtnisses geregelt. Der Körperspender verständigt sich dazu mit einem anatomischen Institut (meistens in der Umgebung des Wohnortes des Spenders). Es wird festgelegt, wie der Körper des verstorbenen Spenders in die Anatomie gelangt und wie das jeweilige anatomische Institut die Bestattung des Körpers nach Abschluss der Untersuchungen durchführt. Einige anatomische Institute erbitten vom Körperspender eine Beteiligung an den Kosten der Bestattung. Außerdem wird in den Vermächtnissen festgelegt, ob der Körperspender zustimmt, dass Teile des Körpers so konserviert werden, dass sie auf Dauer als Präparate für die Ausbildung zur Verfügung stehen. Diese Körperteile werden dann nicht beigesetzt.

    Für die Anatomische Gesellschaft, die Vertretung der Anatomischen Institute und der Wissenschaftler in der anatomischen Forschung, ist die entscheidende und unverzichtbare Grundvoraussetzung für die Nutzung anatomischer Präparate, dass die absolute Freiwilligkeit seitens des Körperspenders auch schriftlich belegt ist und die Herkunft der anatomischen Präparate lückenlos vom Spender her nachgewiesen ist.

    Die Anatomische Gesellschaft registriert mit großer Sorge die zunehmende Praxis, anatomische Dauerpräparate von menschlichen Körpern gegen Bezahlung auf dem internationalen Markt anzubieten. Diese Präparate stammen oftmals aus Ländern, in denen sich die rechtliche Lage und die ethische Einstellung zur Körperspende in der Regel grundlegend vom europäischen Verständnis unterscheiden. Diese Situation ist mit einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen den Körperspendern und den Anatomischen Instituten nicht vereinbar.

    Die Anatomische Gesellschaft fordert Wissenschaftler, anatomische Lehrer, Studierende und die an Anatomie interessierte Öffentlichkeit auf, die oben dargestellte Praxis des Verkaufs von anatomischen Dauerpräparaten zu missbilligen. Es ist prinzipiell sicherzustellen, dass anatomische Präparate von Körperspendern gewonnen werden, die sich im Rahmen eines Vermächtnisses für Lehre und Forschung zur Verfügung gestellt haben.

    Der Vorstand der Anatomischen Gesellschaft:

    Prof. Dr. Tobias M. Böckers, Ulm
    Prof. Dr. Karlhans Endlich, Greifswald
    Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Erlangen-Nürnberg
    Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter, Magdeburg
    Prof. Dr. Ernst R. Tamm, Regensburg

     

    August 2004

    Die öffentliche Diskussion um die Ausstellung "Körperwelten" des Dr. G. von Hagens veranlasst den Vorstand der Anatomischen Gesellschaft zu folgender Stellungnahme:

    Die Anatomischen Institute der Medizinischen Fakultäten haben die Aufgabe, die Struktur des menschlichen Körpers und seine vorgeburtliche Entwicklung zu untersuchen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an Studierende, Ärzte und ein interessiertes Publikum zu vermitteln. Kenntnisse der Anatomie sind notwendig, um Bauplan, Funktionen und Krankheiten des menschlichen Körpers zu verstehen.

    Die Anatomie ist daher das Fundament der Medizin; sie ist die zentrale Grundlage der ärztlichen Tätigkeit und des Verständnisses über die Biologie der menschlichen Natur. Anatomische Untersuchungen werden nach strengen naturwissenschaftlichen Kriterien durchgeführt und betrachten heute nicht nur die makroskopische Dimension, sondern analysieren mit modernen Forschungsmethoden einzelne Zellen und Moleküle, die normalen oder gestörten Körperfunktionen zu Grunde liegen.

    Sektionen von Leichnamen und Präparierkurse sind unabdingbar für die Vermittlung und den Erwerb anatomischer Kenntnisse; aber sie sind nur ein Bestandteil der modernen Anatomie, die ein "vertikales" Konzept verfolgt und Analysen auf verschiedenen Ebenen integriert, von der makroskopischen Anatomie (die Untersuchungen an Lebenden einschließt) bis zur Zell- und Molekularbiologie.

    Die Vermittlung der komplexen Erkenntnisse aus Anatomie und Zellbiologie an Studierende, Ärzte und ein interessiertes Publikum erfordert didaktische Prinzipien. Diese müssen dem eigentlichen Anliegen, d.h. der Vermittlung von anatomischen und zellbiologischen Sachverhalten dienen; sie dürfen sich nicht im Sinne einer sensationsheischenden Erlebnisanatomie verselbständigen, indem sie durch präparationstechnische Verfremdung der Körper Verstorbener eine auf Unterhaltung abzielende Botschaft vermitteln, die mit dem eigentlichen Anliegen der Anatomie nichts mehr zu tun hat.

    Die Anatomie unterliegt als medizinische Disziplin strengen ethischen Anforderungen. Die anatomische Präparation von Leichnamen setzt die zu Lebzeiten gegebene Zustimmung der Körperspender voraus. Aus dieser Grundeinstellung heraus haben die Anatomischen Institute in Deutschland Spenderprogramme entwickelt, mit denen Menschen zu Lebzeiten ihren Leichnam den Instituten testamentarisch vermachen können. Den Körperspendern bleibt die Verfügungsgewalt über ihre sterblichen Überreste erhalten: sie können entscheiden, ob ihre Körper zur Gänze oder in Teilen zu Dauerpräparaten verwendet oder beigesetzt werden.

    Die Ausstellung "Körperwelten" des Dr. G. von Hagens verstößt mit vielen Exponaten und Aktionen erheblich gegen die fachlichen, didaktischen und ethischen Prinzipien der Anatomischen Gesellschaft.


    Der Vorstand der Anatomischen Gesellschaft:

    Prof. Dr. B. Christ, Freiburg,
    Prof. Dr. D. Drenckhahn, Würzburg,
    Prof. Dr. R. Funk, Dresden,
    Prof. Dr. B. Tillmann, Kiel,
    Prof . Dr. W. Kühnel, Lübeck

    unter Mitwirkung von

    Prof. Dr. H. W. Korf, Frankfurt/M.
    und Prof. Dr. W. Neuhuber, Erlangen.